Berlin, 25. Juni 2021
Die Bundesregierung musste auf Druck des Bundesgerichtshofes das Klimaschutzgesetz nachschärfen und im Sinne des Generationenvertrages anpassen. Nicht wie bislang geplant zum Jahr 2050, sondern bereits 2045 will die Bundesregierung ihre Emissionen drastisch reduziert haben und faktisch klimaneutral sein. Das dies nicht ohne Weiteres gehen wird zeigt ein Blick in die Entwicklungen der vergangenen Jahre.
Fast jegliche Bereiche haben dabei zwar eine positive Entwicklung in der Menge an ausgestoßenem CO2-Äquivalent, allerdings steht Deutschland vor vielfältigen Herausforderungen. Ca. 15 Prozent der Emissionen entfallen dabei auf den Bereich Gebäude. Dieser ist, im Gegensatz zu allen anderen Bereichen, der Einzige mit einer leicht steigenden Entwicklung. D.h., es wird mehr CO2 ausgestoßen als in den Vorjahren. Das Thema Gebäudesanierung harkt dabei an unterschiedlichen Ecken. Zum einen ist es für Privateigentümer mit erheblichen Kosten verbunden, welche sich erst langfristig ausgleichen. Der Anreiz zu handeln ist daher oftmals gering. Zum anderen bedarf eine Sanierung nahezu aller Bestandgebäude einer enormen Anzahl an Handwerksbetrieben, welche dies umsetzen können. Ein Blick in die Branche und ein Anruf beim Handwerksbetrieb verraten jedoch, die Auftragsbücher sind voll, die Wartelisten lang und der Nachwuchs bleibt aus. Das Kernstück der deutschen Wirtschaft, das Handwerk, ist auf dem Markt gefragt wie nie, doch auch so rar wie nie.
Andere Sektoren wie der Verkehr zeigen nach langem Stillstand endlich Bewegungen in die richtige Richtung. Jedoch muss dabei erwähnt werden, dass die positiven Entwicklungen auch durch die Corona-Pandemie beeinflusst wurden, welche das Mobilitätsverhalten Deutschlands nachdrücklich gesenkt hat. Viele Flüge fielen aus, Arbeit wurde ins Home-Office verlegt, Urlaube maximal im eigenen Land unternommen und Konferenzen und Meetings online abgehalten. Dies senkt auf der einen Seite nachdrücklich die Ausstoßwerte. Auf der anderen Seite hinkt die Verkehrswende nach wie vor. Bahngroßprojekte rennen ihren Zeitplänen hinterher, der Umstieg auf Elektrofahrzeuge wird zwar vorangetrieben, jedoch mangelt es oftmals sowohl an der Infrastruktur, als auch an der Bezahlbarkeit und Sinnhaftigkeit für Privathaushalte.
Auch in anderen Bereiche wie dem Energiesektor fehlt der entschlossene politische Wille und die Perspektive. Das Festhalten an fossilen Brennstoffen, die langwierigen Genehmigungsverfahren beispielsweise für Windkraftanlagen (5 Jahre und länger) und politische Inflexibilität in Vergabe und Ausschreibungsverfahren verzögert Aufbau, Ausbau und letztlich die Ertragssteigerung. Das Speichern von Strom ist dabei ein weiteres Problem, da Windkraftanlagen oftmals sogar abgeschaltet werden, wenn die Stromeinspeisung zu hoch ist und die Netze somit instabil werden würden.
Wohin geht also die Reise? Ein wichtiger Schritt beim Erreichen der Klimaziele wären zum einen bindende Gesetze für Industrie und Privathaushalte, um im Sinne der Klimaneutralität zu handeln. Gleichzeitig müsste jedoch auch der infrastrukturelle Ausbau eines Ladenetzes oder alternativer Antriebstechniken erhöht werden. Genehmigungsverfahren im Bereich der Energiegewinnung müssten verschlankt werden und bspw. nicht der Umweltschutz mit der Klimawende als Konflikt gesehen (bspw. können Windräder aufgrund des Vogelschutzes oftmals nicht errichtet werden und die Parteien sehen sich als Konkurrenz, obwohl sie beide im Sinne der Natur und Umwelt handeln), sondern ziel- und lösungsorientiert im Sinne aller gehandelt werden. Ein entscheidender Faktor ist dabei jedoch auch jeder Mensch für sich. Das Umdenken bei jeder Person muss weiter vorangetrieben werden. Starkregen und Unwetter wie diese Woche in Deutschland, eine rapide Zunahme an Hitzetagen oder auch der gestrige Tornado in Tschechien zeigen, dass der Klimawandel auch in Mitteleuropa mehr und mehr spürbar wird und entschlossenes Handeln unausweichlich wird, denn es ist längst 5 nach 12.
Quelle: https://www.bmu.de/pressemitteilung/treibhausgasemissionen-sinken-2020-um-87-prozent/
https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/klimaschutz/klimaschutzgesetz-2021-1913672
https://www.bmu.de/mehrklimaschutz/
Photo by Maud CORREA on Unsplash
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