Madrid, 12. Dezember 2019
Seit dem 02. Dezember sind Staatsverantwortliche, Regierungen, die interessierte Öffentlichkeit und Aktivisten gleichermaßen in Madrid zusammengekommen, um über die Klimaziele und die Erreichung dieser zu diskutieren. Nur die wenigsten der Teilnehmer sind mit öffentlichen und klimaschonenden Verkehrsmitteln wie der Bahn angereist. Mehr als 20.000 Menschen reisten alleine zum Beginn der Weltklimakonferenz mit dem Flugzeug an – der klimaschädlichsten Art der Mobilität. Darauf angesprochen flüchten sich vor allem Regierungen darin, dass eine Anreise mit der Bahn zu lange gewesen wäre und das Flugzeug günstiger gewesen sei, was in Anbetracht der Veräußerung von Steuergeldern ein wichtiger Faktor wäre.
Vertreter von Germanwatch, welche allesamt mit Zügen angereist sind, hatten gleichzeitig die neusten Ergebnisse des Climate Change Performance Index (CCPI) mit im Gepäck. Die gute Nachricht, insgesamt haben fast alle Staaten es geschafft ihre Emissionen zwischen 2012 und 2017 im Vergleich zu der ersten Veröffentlichung von 2005 zu senken. Die schlechte jedoch ist: Noch nie war der Anteil von CO2, Methan und Lachgas in der Atmosphäre so hoch, wie er aktuell ist. Für die Klimaziele bedeutet das, dass eine Einhaltung des 1,5-2 Grad Zieles immer unwahrscheinlicher wird und Wissenschaftler nur noch rein rechnerisch davon ausgehen, dass dieses erreicht werden kann.
Deutschland rangiert im CCPI auf Rang 23 und verbesserte sich im Vergleich zur letzten Erhebung um immerhin 5 Plätze. Unangefochtener Spitzenreiter bleibt Schweden, unrühmliches Schlusslicht bilden dabei die Vereinten Nationen von Amerika, welche nach wie vor den letzten Platz des Rankings einnehmen. Im Bereich der Treibhausgasemissionen findet sich die Bundesregierung noch hinter Italien und dem Durchschnitt der Europäischen Union auf Platz 24 wieder. Lediglich im Bereich der erneuerbaren Energien ist Deutschland besser als der Durchschnitt der EU. Wie sich dies in Zukunft weiterentwickeln wird hängt im starken Maße von den politischen Entscheidungen in Bezug auf die EEG-Umlage und Förderprogramme zusammen sowie der Zeitdauer des Kohle- und Atomausstieges.
International wird die Klimapolitik der Bundesregierung als sehr gut eingestuft, national betrachtet bleiben viele Themen jedoch ungeklärt. Der Ausbau von Windkraft und Solaranlagen steht still und wird durch wirtschaftliche (Fehl-)Interessen blockiert. Das eine Energiewende nach wie vor möglich ist und Windkraft- sowie Solaranlagen längst profitabel arbeiten können, hat das Frauenhofer Institut für Energiewirtschaft und Energiesystematik in ihrem 2019 veröffentlichten „Barometer der Energiewende 2019“ gezeigt. Vor allem Verfahrens- und Baugenehmigungen verzögern den flächendeckenderen Ausbau der regenerativen Energien, wodurch Statistiken nicht das Potential abbilden können, welches diese haben. Dem Leihen wird somit weiter eine Abhängigkeit von fossilen Energie suggeriert, wodurch sich Ausstiegsprozesse noch mehr verlangsamen.
Für die zweite Woche wurden große Veränderungsversprechen in Madrid erwartet, doch die Politik zeigt bislang nur kleine Schritte in die richtige Richtung auf. Die Initiativen kommen hingegen eher von Unternehmen und Verbänden. So beschlossen mittlerweile 177 Unternehmen eigene Klimaziele festzulegen, um eine Begrenzung auf 1,5 Grad einzuhalten. Der Beschluss basiert auf den wissenschaftlichen zielen der Science Based Targets Initiative (SBTi). Ziel der Unternehmen ist es, 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Was nach einem kleinen Unternehmensverbund klingt macht gesamtgesellschaftlich betrachtet eine beachtliche Menge an CO2 aus. Bei Erreichung des Zieles der Null-Emissionen würde die Menge der gesamten CO2-Emissionen Frankreichs pro Jahr eingespart werden. Ein kleiner Lichtblick, bevor die Vertreter am Freitag wieder per Flugzeug in ihre Heimatländer zurückkehren.
Quellen:
CCPI Report: https://germanwatch.org/sites/germanwatch.org/files/CCPI-2020-Results_0.pdf
SBTi: https://sciencebasedtargets.org/
Barometer der Energiewende 2019: https://www.herkulesprojekt.de/de/Barometer.html
Deutschlandfunk zur Klimakonferenz: https://www.deutschlandfunk.de/25-welt-klimakonferenz-in-madrid-die-zeit-fuer-den-kampf.724.de.html?dram:article_id=464651
EURACTIV zur COP25: https://www.euractiv.de/section/energie-und-umwelt/news/cop25-was-ist-los-in-madrid/