Neu-Ulm, 01. März 2019
Der Deutsche Arbeitsmarkt steht vor großen Herausforderungen. Nicht erst seit Kurzem sind Unternehmen und Personaler*innen vom Fachkräftemangel mehr und mehr betroffen. Laut einer Studie von Prognos aus dem Jahr 2015 droht bis zum Jahr 2040 eine Fachkräftelücke von bis zu 2,7 Millionen Arbeitnehmer*innen allein bei den Berufsbildern der IHK und HWK. Die fehlenden Hochschulabgänger mit eingerechnet beläuft sich die Zahl sogar auf fast 4 Millionen fehlende Arbeitnehmer*innen. Der Druck auf die Wirtschaft ist hoch und der Wettbewerb um gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in vollem Gange.
Insbesondere der Süden Deutschlands ist von den Entwicklungen in besonderen Maße betroffen. Fast alle Regionen Baden-Württembergs und Bayern haben Schwierigkeiten qualifiziertes Personal zu finden. 9 von 10 Stellen in Ulm und dem Ulmer Umland waren laut KOFA im Jahr 2018 schwer zu besetzen. Hierdurch entstehen Kosten für die Rekrutierung und Gewinnung von Arbeitskräften. Im Durchschnitt benötigen Unternehmen 43.200 € und bis zu vier Monate Zeit, um geeignete Arbeitskräfte der oberen Einkommensklasse zu finden. Viel gravierender sind jedoch die Zahlen des EY Mittelstandbarometers (2017): Durch die fehlenden Arbeitskräfte können insbesondere KMUs nicht mehr alle einkommenden Aufträge bedienen. Die Folge sind gesamtwirtschaftliche Umsatzeinbuße in Höhe von 49 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland. Was also tun, wenn immer mehr graue Wolken über der aktuell prosperierenden Wirtschaft aufziehen?
Eine Möglichkeit den Entwicklungen zu begegnen ist, sich intensiv mit Veränderungen und Vorstellungen von Arbeitnehmer*innen auseinander zu setzen. Aus sozial- und gesellschaftswissenschaftlicher Sicht am bekanntesten sind hierbei die Sinus-Milieus. Anhand der „Kartoffelgrafiken“ wird die Gesellschaft in unterschiedliche soziale und interkulturelle Milieus untergliedert. Diese sind in sich weitestgehend homogen und zwischen einander heterogen. Lohnend für Unternehmen ist aber auch die intensive Beschäftigung mit unterschiedlichen Generationsentwicklungen. In der Gesellschaftsforschung werden oftmals Kohorten gebildet, welche sich durch gemeinsame Lebensausrichtungen, Wertemodelle und durch Einflüsse von außen definieren. Prof. Dr. Mörstedt von der privaten Hochschule in Göttingen zeigte in ihrer Präsentation „Erwartungen der Generation Z an die Unternehmen“ vereinfacht, welche Werte und Ideen die Generationen prägen, welche Ideale sie haben und auch, wie sich die Einstellung zur Arbeit über die Jahrzehnte verändert hat. Während bei der Generation der Babyboomer die Arbeit oftmals noch den Lebensmittelpunkt gebildet hat, wandelte sich das Verständnis über die Jahre hinweg. Die aktuell auf den Arbeitsmarkt stoßende Generation Z hat ein vollständig anderes Bild vom Arbeitsleben, insbesondere in Bezug auf die Trennung von Arbeit- und Privatleben. Der Firmenwagen, das neuste Firmenhandy und Home-Office können für die heutige Generation sogar abschreckend wirken. Eine klare Trennung zwischen Arbeit und Privatem hingegen als Mehrwert. Gleichzeitig arbeiten in einem Unternehmen jedoch meistens nicht nur Mitarbeiter*innen einer Kohorte, sondern unterschiedliche Generationen. Arbeitgeber stehen hierbei vor der Herausforderung alle Kohorten in einem gleichen Maß zufrieden zu stellen und im Unternehmen zu binden.
Ob eine intensive Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Personengruppen und Gesellschaftsentwicklungen reicht um die richtigen Kräfte für sich zu gewinnen und an ein Unternehmen zu binden ist fraglich. Fest steht jedoch, dass es mit Sicherheit nicht schadet, sich als Unternehmen intensiv damit auseinander zu setzen und bedarfsgerechte Angebote und Leistungen zu schaffen. Studien belegen, dass Unternehmen erfolgreicher Mitarbeiter*innen binden können, wenn diesen Gehör verschafft wird, eine Begegnung und Kommunikation auf Augenhöhe stattfindet und die Arbeit jedes Einzelnen sinnstiftend ist.
Das eine strategisch verankerte, nachhaltige Unternehmensstruktur und -kultur dazu einen entscheidenden Beitrag leisten kann konnte Manfred Tries, Gründer und Geschäftsführer von TRIES Hydraulik-Elemente in Ehingen, im Rahmen des 2. Netzwerktreffens des CSR-Innovation Circles eindrucksvoll unter Beweis stellen. Während fast alle Betriebe in Ehingen, Ulm und dem Umland Probleme haben Stellen zu besetzen und Mitarbeiter zu halten verhält es sich bei TRIES anders. Auf sieben Ausbildungsstellen (Lehre, Ausbildung und BA-Studium) erhielt das Unternehmen im Jahr 2018 169 Bewerbungen (Faktor 24 im Vergleich zu freien Stellen). Auch der Krankenstand liegt bei nicht mal 2,5 Prozent, während es bundes- und landesweit in der Branche bei mehr als fünf Prozent liegt. Das Geld, welches das Unternehmen durch die geringen Krankenstände einspart, wird wiederum direkt Reinvestiert und soll zur weiteren Zufriedenheit der Mitarbeiter beitragen. Eine Rechnung, welche im Hause TRIES vollständig aufgeht.
Weitere Informationen zum Thema nachhaltige Mitarbeitergewinnung und –bindung finden Sie in unserem Downloadcenter.
Quellen:
- Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (2017): Mittelstandsbarometer Januar 2017, URL: https://www.ey.com/Publication/vwLUAssets/ey-mittelstandsbarometer-januar-2017/$FILE/ey-mittelstandsbarometer-januar-2017.pdf (aufgerufen am 02.02.2019).
- KOFA – Fachkräftesicherung für kleine und mittlere Unternehmen (2018): Ländersteckbrief Baden-Württemberg, URL: https://www.kofa.de/fachkraefteengpaesse-verstehen/regionale-engpaesse (aufgerufen am 05.02.2019).
- Mörstedt, Antje-Britta (o. J.): Erwartungen der Generation Z an die Unternehmen, Göttingen, URL: https://pfh.de/fileadmin/Content/PDF/forschungspapiere/vortrag-generation-z-moerstedt-ihk-goettingen.pdf (aufgerufen am 06.02.2019).
- SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH (2016): Generation What? Europabericht, URL: https://www.sinus-akademie.de/fileadmin/user_files/downloads/Generation_What/Generation-what-europaeischer-abschlussbericht.pdf (aufgerufen am 01.02.2019).
- Tries, Manfred (2019): CSR Innovation Circle bei der Firma Tries am 20. Februar 2019, interne Veröffentlichung, Ehingen.
- Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (2015) (Hrsg.): Arbeitslandschaft 2040, URL: https://www.prognos.com/uploads/tx_atwpubdb/20150521_Prognos_Arbeitslandschaft2040-final.pdf (aufgerufen am 28.02.2019).
Titelbild:
- Jörg, Marina (2017): Creating Content for Generation X, Y and Z, URL: https://www.engarde.net/creating-content-for-generation-x-y-and-z/ (aufgerufen am 01.03.2019).