Ein Kommentar von Jens Boscheinen zur aktuellen Klimakonferenz und die moralische Haltung von Unternehmen
Seit Montag, 03. Dezember 2018 treffen in Katowice (Polen) Staatschefs und Verantwortliche zusammen, um gemeinsam die weitere Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015 zu besprechen. Noch viele haben die Bilder im Kopf, als sich 2015 Menschen in Paris in den Armen lagen und zum ersten Mal ein Gefühl entstand, als würden alle Nationen der Welt gemeinsam gegen die globale Erderwärmung aktiv werden und sich an Regeln, Vorgaben und Ausstoßziele halten – als würden alle Nationen der Welt nicht nur eine ökologische Haltung beziehen, sondern auch eine Moralische. Die Ernüchterung folgte mit schnellen Schritten. Großindustrien wie die Vereinigten Staaten von Amerika zogen sich aus der Verantwortung und zweifeln bis heute den Klimawandel öffentlich an, Schwellenländer fordern ihre Rechte auf einen starken Ausstoß ein um nicht wieder zurückzufallen und China greift mit Mammutprojekten wie künstlichen Regenmachern (Silberioden sollen zeitnah in Öfen an Tibets Berghängen der Hochebene in die Luft befördert werden, um die vollgesogene Luft über der Hochebene zum Abregnen zu bewegen) weiterhin in die Natur ein und setzt neue Negativmaßstäbe im Geoengineering. Zwangsumsiedlungen, Enteignungen und der Verlust der Heimat stehen auf der einen Seite, nicht abschätzbare Auswirkungen auf Flora und Fauna, Gesteinsverschiebungen und sieben Prozent mehr Niederschlag als ohne die Öfen auf der anderen Seite.
Mit dem Abschluss der G20 Konferenz in Buenos Aires einigten sich die Regierungschefs auf eine gemeinsame Abschlusserklärung. Von der Gemeinsamkeit ausgenommen war unter anderem: der Klimaschutz. Stattdessen verdeutlichten die USA nochmals, dass Sie am Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen auch zukünftig festhalten werden. Was also passiert nun in Katowice?
UN-Generalsekretär António Guterres eröffnete das Plenum mit mahnenden Worten: „Wir sind in Schwierigkeiten, wir sind in großen Schwierigkeiten.“ Hierbei spielt er vor allem darauf an, dass viele Länder ihre gesetzten Vorgaben im Bereich der Schadstoffausstöße verfehlen, zu wenige Gegenmaßnahmen initiiert werden und ein kollektives Abwarten und Nichthandeln oftmals dazu führt, dass zukünftig mehr Kosten zur Behebung der Auswirkungen auf die Staaten zukommen, als gegenwärtig Kosten für die Eindämmung entstehen würden. Auch Deutschland stagniert seit 2014 bei ca. 905 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent und liegt weit hinter seinen geplanten Reduktionsvorhaben. Das Ziel der weitgehenden Treibhausgasneutralität bis 2050 scheint somit immer weiter in die Ferne zu rücken. CAN Europe – eine NGO in Europa mit dem Schwerpunkt Klimawandel – konnte Mitte des Jahres 2018 aufzeigen, dass ein Nichthandeln in der Eindämmung des Temperaturanstieges Verluste bzw. Folgekosten von bis zu 190 Milliarden Euro innerhalb der EU pro Jahr nach sich zieht, um Ereignisse wie Stürme und Überflutungen, Trockenperioden oder Waldbrände und die damit in Verbindung stehenden Ausgleichszahlungen und Kosten wie Ernteausfälle, Nothilfen oder Aufforstungen zu kompensieren. Doch reichen solch deutliche Zahlen um politischen Druck aufzubauen und Regierungschefs zum Umdenken zu bewegen? Und warum sollte das auch jeden Unternehmer und jede Unternehmerin in Deutschland interessieren?
Tatsächlich geht es bei allen Diskussionen um das Klima nicht nur um eine ökologische oder ökonomische Frage, sondern auch um eine Moralische. Nahezu jedes Unternehmen in Deutschland kooperiert mit internationalen Akteuren. Sei es als Abnehmer der eigenen Waren oder Dienstleistungen, als Zulieferer, als Teilprodukt eines anderen Produktes oder als Bestandteil der Lieferkette. Durch das CSR-RUG soll nicht nur die mahnende Hand gehoben und eine Nachweispflicht eigeführt, sondern auch eine Haltungsänderung bewirkt werden. So soll jedes Unternehmen sich selbst und seine Partner hinterfragen und sich überlegen inwiefern sich jeder Akteur ökologisch, sozial und ökonomisch korrekt verhält und ob daraufhin weiter zusammengearbeitet werden möchte oder nicht. Sicherlich können und sollten Partner nicht wahr los ausgetauscht oder langjährige Handelsbeziehungen abgebrochen werden – das ist auch nicht der Sinn des CSR-RUG. Vielmehr soll es die Unternehmen in Deutschland dazu bewegen, einen gewissen Druck auf ihre Zulieferer ausüben zu können und auch eine moralische Position einzufordern – unabhängig von landeseigenen Gesetzgebungen und Vorschriften.
Ob die Klimakonferenz in Katowice von Erfolg gekrönt sein wird ist aus Sicht der politischen Akteure wichtig, um weiterhin an einer gemeinsamen Stoßrichtung festzuhalten. Die Auswirkungen auf jeden einzelnen Betrieb hingegen sind noch kaum spürbar. Vielmehr sollten Wirtschaftsakteure einen Anlass wie die Klimakonferenz dazu nehmen sich selbst und ihr eigenes Handeln im Kontext der Nachhaltigkeit zu hinterfragen und Schlüsse daraus ziehen. Eigene Überzeugungen und ein klares Werteverständnis befriedigen nicht nur das eigene Gewissen, sondern helfen im Idealfall sogar dabei die Forderungen des Klimaschutzabkommens zu unterstützen.