Neu-Ulm, 26. Februar 2021
83 Prozent aller exportierten Güter aus Bangladesch sind im Jahr 2019/2020 auf den Bereich der Bekleidung zurückzuführen (The Bangladesh Garment Manufacturers and Exporters Association 2021). Produziert in einem Land, in dem Armut, schlechte Arbeitsbedingungen und geringe Löhne den Alltag dominieren und in dem knapp 30 Prozent aller Einwohner nie eine Schule besucht haben (Franken et al. 2020, S. 24). Das GDP per capita liegt im Jahr 2019 bei 1.873 US$, damit rangiert das Land auf Platz 117, hinter Ländern wie Usbekistan (Platz 114), Sri Lanka (Platz 90) oder Guatemala (Platz 87) (Franken et al. 2020, S. 16). Während das Pro-Kopf-Einkommen pro Monat also im Durchschnitt bei etwa 130 Euro liegt, ist die Gehaltsspanne zwischen den unterschiedlichen Einkommen unweit größer. In der Textilindustrie werden oftmals Monatslöhne von gerade mal 9 Euro (für ungelernte Arbeitskräfte) bis 18 Euro (für gelernte Näherinnen) (Heidegger 2021) bezahlt.
Der Film „The True Cost – Der Preis der Mode“ erzeugte 2016 (Morgan 2016) ein mediales Echo, was sich an die Empörung des eingestürzten Nähgebäudes Rana Plaza anschloss. Der Film legt schonungslos offen, unter welchen Umständen Menschen in Bangladesch arbeiten müssen, welchen gesundheitlichen Risiken sie sich beim Färben und Bearbeiten unserer Kleidung aussetzen und welche Rolle die Modeindustrie und letztlich jeder Einzelne von uns hat. Anschließend an das nicht unumstrittene Lieferkettengesetz aus Deutschland verdeutlicht der Film abermals, dass die Verantwortung eines Produzenten und Konsumenten nicht in der Modeboutique anfängt oder aufhört, sondern weit davor. Der Film wirft Fragen auf: Wie kann es sein, dass in einem Land Unmengen an Wasser für die Baumwollproduktion verwendet werden, während jährlich tausende Menschen verdursten? Kann ein Konsument bedenkenlos eine Hose kaufen, wenn er weiß, dass diese von einem Kind genäht wurde oder einer Arbeiterin, die im Rana Plaza gestorben ist? Und was können wir selbst tun, um diese Zustände zu verbessern?
Der Preis für die Kleidung geht weit über eine nackte Zahl hinaus und fängt vielmehr bei der Frage nach Menschenrechten, sozialer Gerechtigkeit, Gesundheitsschutz und fairen Bedingungen an. Der Film ist schonungslos, wirft Fragen auf und lässt die Betrachter oft ohne Antworten oder mit unbequemen Wahrheiten zurück. Ein Fingerzeig für die Notwendigkeit, dass Globalisierung eine Win-Win-Situation werden und sich dringend ändern muss, um die Unterschiede nicht noch größer werden zu lassen.
Literaturverzeichnis/Quellen:
Franken, Joline; Schlumbohm, Maike; Staffa, Volker; Zeppernick, Maike (2020): Bangladesh. Statista Country Report. Hg. v. Statista. Statista. Online verfügbar unter https://de-statista-com.ezproxy.hs-neu-ulm.de/statistik/studie/id/48560/dokument/bangladesch/, zuletzt geprüft am 26.02.2021.
Heidegger, Patricia (2021): Am Ende der Produktionskette. Hg. v. Partnerschaft für Entwicklung und Gerechtigkeit e.V. Partnerschaft für Entwicklung und Gerechtigkeit e.V. Wetzlar. Online verfügbar unter https://bangladesch.org/bangladesch/wirtschaft-und-armut/textilindustrie/textilarbeiterinnen-in-bangladesch.html, zuletzt geprüft am 26.02.2021.
Morgan, Andrew (2016): THE TRUE COST – DER PREIS DER MODE. Hg. v. LLC. Untold Creative. Online verfügbar unter https://grandfilm.de/the-true-cost-der-preis-der-mode%E2%80%A8/, zuletzt geprüft am 26.02.2021.
The Bangladesh Garment Manufacturers and Exporters Association (2021): Comparative Statement on Export of RMG & Total Export of Bangladesh. Online verfügbar unter https://www.bgmea.com.bd/page/Export_Performance, zuletzt geprüft am 26.02.2021.
Photo by Adrien Taylor on Unsplash
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