Neu-Ulm, 03. Juni 2019
Im Rahmen des CSR-Richtlinien Umsetzungsgesetzes (CSR-RUG) wird das Thema Nachhaltigkeit und unternehmerische Verantwortung über Lieferketten oder durch die direkte Betroffenheit der Gesetzgebung in Unternehmen häufiger diskutiert und angegangen. Viele Unternehmen stehen vor der Frage: Wie nachhaltig bin ich und mein Unternehmen? Nicht selten stellt sich als nächstes die Frage: Was zählt zu CSR und was nicht und was muss oder sollte ich wie kommunizieren oder tun?
Doch bevor es um das Thema Kommunikation nach außen geht, wird oftmals ein entscheidender Schritt übersprungen. Die Beschäftigung mit sich selbst und dem eigenen Unternehmen. Noch vor jeder Marketingkampagne, vor jeder operativen Umsetzung und sogar vor jedem Strategiepapier für CSR geht es zunächst um die Fragen: Für was stehe ich? Was ist meine Haltung? Was ist mein Selbstverständnis? Was sind die Werte, welche ich meinen Mitarbeiter/innen, aber auch meinen Anspruchsgruppen gegenüber vertreten will und für die ich einstehe?
Wirksame Nachhaltigkeit sollte nicht aus kurzfristigen Engagements bestehen, welche zwar medienwirksam kommuniziert werden, aber bei genauerem Hinsehen weder zu den eigenen Unternehmenswerten passen noch einen substanziellen Mehrwert bieten. Die Idee der Werteorientierung ist hierbei nichts Neues und wird in der Literatur im Rahmen von humanistischer Führung und wertebasiertem Management behandelt (Vgl. Fischer et al. 2016, vgl. Frey et al. 2011, vgl. Klein et al. 2011, vgl. Pircher-Friedrich 2011).
Unternehmen stehen also vor der Frage, welches die Werte sind, für die sie selbst einstehen und welche sie vertreten. Was auf den ersten Blick schnell und leicht zu beantworten ist wird kompliziert, wenn ein Unternehmen bspw. auch im Sinne eines Code of Conduct überlegt, was meine Beziehungen mit Lieferanten, Zulieferbetrieben und Stakeholdern für eine Bedeutung haben. Selbstreflektion ist ein entscheidender Teil bei der Analyse der eigenen DNA. Und auch hier wird oftmals erst die Idee geboren, wie ein Unternehmen von außen wahrgenommen werden will, bevor sich ein Unternehmen damit auseinandersetzt, welche Werte es selbst vertritt.
Der Prozess, sich mit den eigenen Werten auseinander zu setzen und eigene Leitlinien, Wertevorstellungen und Grundlagen zu definieren ist intensiv, allerdings keine primäre Kostenfrage – vielmehr eine Frage der Führung und der Zeit. Es bedarf der Offenheit für das Thema auf oberste Führungsebene um gewachsene und etablierte Strukturen aufzubrechen und neue Gedanken und Vorstellungen zuzulassen. Dies kann auch ein schmerzhafter Prozess sein, je stärker diese Strukturen verankert und je eingefahrener auch Blickwinkel und Meinungsbilder sind. Die Kunst ist es hierbei persönliche Vorbehalte zu erfassen, diese ernst zu nehmen und daraus positive Impulse zu generieren und Perspektiven aufzuzeigen. Dass dies nicht immer einfach ist und auch nicht jede Person im Unternehmen davon überzeugt sein wird, ist zu erwarten. Unzählige regionale Beispiele wie Tries, die Volksbank Ulm-Biberach und viele Weitere zeigen jedoch, dass es sich lohnt, diesen Schritt zu gehen. Denn keine Kommunikation nach außen ist authentischer als jene, welche den eigenen Unternehmenswerten entspricht.
Quellen:
Fischer, Peter/Frey, Dieter/Niedernhuber, Julia (2013): Führung und Werte – Humanistische Führung in Theorie und Praxis. In: Häring, Karin/Litzcke, Sven (Hrsg.): Führungskompetenzen lernen. Eignung, Entwicklung, Aufstieg. Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag.
Frey, Dieter/Graupmann, Verena (2011). Werte vermitteln – Sozialpsychologische Modelle und Strategien. In: Klein, Rebekka/Görder, Björn (Hrsg.): Werte und Normen im beruflichen Alltag. Bedingungen für ihre Entstehung und Durchsetzung. Berlin: LIT-Verlag.
Klein, Rebekka/Görder, Björn (2011): Werte und Normen im beruflichen Alltag: Bedingungen für ihre Entstehung und Durchsetzung. Berlin: LIT-Verlag.
Pircher-Friedrich, Anna Maria (2011): Mit Sinn zum nachhaltigen Erfolg. Anleitung zur werte- und wertorientierten Führung, 3. Auflage, Berlin: Erich Schmidt Verlag.